Drohnen haben in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt – ob für Logistik, Inspektion, Forschung oder Sicherheitsanwendungen. Doch mit der steigenden Zahl an Fluggeräten wächst auch ein Problem: Drohnenlärm. Besonders in Städten, bei sensiblen Überwachungsmissionen oder im Naturschutz stört das charakteristische Summen der Propeller.
Um hier Lösungen zu entwickeln, haben wir gemeinsam mit der RWTH Aachen das Projekt SILENce durchgeführt – eine vom mFUND geförderte Machbarkeitsstudie, die sich erstmals systematisch mit der Frage befasste:
Können Drohnen durch Active Noise Cancelling (ANC) deutlich leiser werden?

Warum Drohnenlärm ein Problem ist
Die Geräuschkulisse von Multikoptern kann nicht nur Anwohner stören, sondern auch sensible Einsätze behindern. Für Logistikdrohnen in urbanen Gebieten ist gesellschaftliche Akzeptanz entscheidend. Sicherheitsbehörden und Militär wiederum haben ein Interesse daran, unauffällig und leise operieren zu können.
Auch in der Forschung, z. B. beim Wildtiermonitoring, kann Lärm die zu beobachtenden Tiere vertreiben und die Datenerhebung verfälschen. Ein Ansatz zur Lärmreduktion würde also gleich mehrere Märkte bedienen.
Active Noise Cancelling (ANC) für Drohnen – eine Option für die Zukunft
Active Noise Cancelling ist aus Kopfhörern bekannt: Mikrofone erfassen das Geräusch, ein Algorithmus erzeugt ein passendes Gegensignal, und das störende Geräusch wird teilweise ausgelöscht.
Doch die Übertragung dieser Technik auf Drohnen ist komplex:
- Es gibt mehrere bewegliche Schallquellen (Propeller, Motoren).
- Die Position der Schallquelle verändert sich ständig im Raum.
- Die Rechenzeit muss extrem kurz sein, damit das Gegensignal wirksam ist.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt unsere Studie: Mit cleverer Signalverarbeitung und gezielter Sensorik ist Active Noise Cancelling für Drohnen prinzipiell möglich.
Die SILENce Machbarkeitsstudie
Das Projekt SILENce hatte das Ziel, die technischen Grundlagen zu prüfen:
- Akustische Messungen an unterschiedlichen Drohnentypen
- Simulationen von Schallausbreitung und Phasenkorrektur
- Entwicklung erster Algorithmus-Ansätze für Echtzeit-ANC
Das Ergebnis: ANC kann den Lärmpegel unter bestimmten Bedingungen deutlich reduzieren. Gleichzeitig wurden die technischen Grenzen identifiziert, die in einem Folgeprojekt adressiert werden müssen – etwa die Integration in kompakte Drohnen-Hardware und die Optimierung der Rechenalgorithmen für Echtzeitanwendungen.
Potenziale einer zukünftigen Lösung
Eine serienreife ANC-Lösung könnte den Drohnenmarkt nachhaltig verändern. Mögliche Einsatzszenarien:
- Leise Lieferdrohnen für Städte – weniger Lärmbelastung für Anwohner.
- Unauffällige Überwachungsdrohnen für Sicherheitskräfte, Polizei oder Militär.
- Naturschonende Drohnen für Forschung, Landwirtschaft oder Forstwirtschaft.
- Reduktion von Geräusch-Emissionen in dicht besiedelten Gebieten für Urban Air Mobility (UAM).
So könnte die Technologie helfen, die gesellschaftliche Akzeptanz von Drohnen deutlich zu erhöhen – ein entscheidender Faktor für die weitere Verbreitung.
Ausblick – Folgeprojekt ab 2026 geplant
Aufbauend auf den Erkenntnissen von SILENce planen wir für nächstes Jahr ein Folgeprojekt. Ziel ist es, ein funktionsfähiges ANC-Demonstratorsystem für Drohnen zu entwickeln, es in realen Szenarien zu testen und für verschiedene Drohnentypen anpassbar zu machen.
Interessierte Drohnenhersteller, Systemintegratoren und Anwender – von Logistikunternehmen bis zu Behörden – sind eingeladen, sich frühzeitig einzubringen.
Fazit
Die SILENce Machbarkeitsstudie hat gezeigt: Leise Drohnen sind technisch machbar. Active Noise Cancelling kann ein Schlüssel sein, um Drohnenlärm zu reduzieren und neue Einsatzgebiete zu erschließen.
Falls Sie frühzeitig über die verfügbare Technologie informiert werden wollen, kontaktieren Sie uns gerne vorab – wir halten Sie dann auf dem Laufenden.